Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst
was weißt Du von den Schmerzen
die in mir sind und was weiß ich von Deinen?
Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde
und weinen und erzählen
was wüßtest Du von mir mehr als von der Hölle
wenn Dir jemand erzählt
sie ist heiß und fürchterlich?
Schon darum sollten wir Menschen voreinander
so ehrfürchtig so nachdenklich stehen
wie vor dem Eingang zur Hölle
(Franz Kafka)
Schwarz, so sagt ihr
sei die Farbe des Bösen
Doch ihr irrt!
Nicht mehr ist schwarz
als die Farbe der Dunkelheit
Ist es die Schuld des Dunklen
dass sich das Böse von Zeit zu Zeit
unter seinem schützenden Mantel verkriecht?
Versteckt es sich denn nicht ebenso
im gleißenden Licht
welches die Menschen blendet
und so über seinen wahren Charakter täuscht?
Schwarz aber ist die Farbe der Geborgenheit
Schwarz ist die Erde
in der das Samenkorn wächst
Dunkel ist es im Mutterleib
der das Ungeborene schützt
Alles Gute wächst im Dunkel
bevor es stark genug ist
ins Licht zu treten...
(Ancient le Grey)
Kennst du das auch?
Dass manchmal inmitten einer
lauten Lust bei einem Fest
in einem frohen Saal
du plötzlich schweigen
und hinweggehn musst?
Dann legst du dich aufs Lager
ohne Schlaf wie einer
den ein plötzlich Herzweh traf
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch
Du weinst, weinst ohne Halt
Sag kennst du das auch?
(Hermann Hesse)
Aus dieser Mühle der Leiden
war jeder auch der schmählichste Ausgang
innig zu wünschen
Hier war ich vor die einfache Wahl gestellt
zwischen einem kleinen flüchtigen Schmerz
und einem unausdenklich brennenden endlosen Leid.
(Hermann Hesse - "Steppenwolf")
Seltsam im Nebel zu wandern
Einsam ist jeder Busch und Stein
Kein Baum sieht den andern
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt
Als noch mein Leben licht war
Nun da der Nebel fällt
Ist keiner mehr sichtbar
Wahrlich keiner ist weise
Der nicht das Dunkel kennt
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt
Seltsam, im Nebel zu wandern
Leben ist Einsamsein
Kein Mensch kennt den andern
Jeder ist allein
(Hermann Hesse)
Sei nicht traurig, bald ist es Nacht
Da sehn wir über dem bleichen Land
den kühlen Mond wie er heimlich lacht
Und ruhen Hand in Hand
Sei nicht traurig, bald kommt die Zeit
Da haben wir Ruh
Unsre Kreuzlein stehen am hellen Strassenrande
Zu zweit, und es regnet und schneit
Und die Winde kommen und gehen
(Hermann Hesse)
Auch zu mir kommst du einmal
Du vergisst mich nicht
Und zu Ende ist die Qual
Und die Kette bricht
Noch erscheinst du fremd und fern
Lieber Bruder Tod
Stehest als ein kühler Stern
Über meiner Not
Aber einmal wirst du nah
und voll Flammen sein
Komm ich bin da, hol mich,
Ich bin dein!
(Hermann Hesse)
So schlimm wie das Leben kann der Tod nicht sein
Denn gar manche Leute nahmen sich das Leben
Aber niemals fiel es einem Toten ein
wieder sich den Tod zu nehmen
Er müsste sich ja schämen
Nein, in den Tod gin schon mancher freiwillig hinein
Aber noch keiner in das Leben
(Hermann Hesse)
Muss es eine Trennung geben
Die das treue Herz zerbricht?
Nein dies nenne ich nicht leben
Sterben ist so bitter nicht
Giebt es denn kein wahres Leben?
Muss denn Schmerz und Trauer sein?
Wär ich ungeliebt geblieben
Hätt ich doch noch Hoffnungsschein
Aber so muss ich nun klagen
Wo ist die Hoffnung als das Grab?
Fern muß ich mein Elend tragen
Heimlich stirbt das Herz mir ab
(Ludwig Tieck)
Wir wissen nichts von diesem Hingehn
das nicht mit uns teilt
Wir haben keinen Grund
Bewunderung und Liebe oder Hass
dem Tod zu zeigen den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt
Noch ist die Welt voll Rollen die wir spielen
Solang wir sorgen ob wir auch gefielen
spielt auch der Tod obwohl er nicht gefällt
Doch als du gingst da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst:
Grün wirklicher Grüne
Wirklicher Sonnenschein wirklicher Wald.
Wir spielen weiter.Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
Aufhebend aber dein von uns entferntes
Aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen wie ein Wissen
Von jener Wirklichkeit sich niedersenkend
So dass wir eine Weile hingerissen das Leben spielen
Nicht an Beifall denkend
(Reiner Maria Rilke)
Es macht mir eigentlich keine Freude
in meine eigene Haut zu schneiden,
rote Tränen zu beobachten,
die einen kleinen Rinnsal bildend mich verlassen.
Die einzige Möglichkeit mich an mir zu rächen
Zu sühnen für das was ich sprach und tat.
Ohne bewußt gehandelt zu haben.
Es kommt mir vor als hätte ich nie gelacht
nie geweint,
gelacht geweint....
Die Bilanz zeigt aufwärts
Doch verliert sich die schwarze Linie am trüben Horizont der brennt.
Mit steigender Tendenz Richtung Unendlichkeit
Weit entfernt von so etwas wie Gefühlen.
Ich spüre nicht das Stück Fleisch,
daß anstatt meiner rote Tränen weint.
Im Moment noch wenige
Und jeder Schritt abseits der Linie wird bestraft
mit flüsternden Worten die mehr rote Tränen fordern.
Hört nur wie sie flüstern und wispern
schimpfen und geifern
stechen und bohren
zerren und beißen
fordern: rote Tränen zu weinen
und schließlich darum betteln
Endlich rote Tränen zu weinen
Endlich rote Tränen zu weinen
... rote Tränen zu weinen
... Tränen zu weinen
... zu weinen
... weinen
(Goethes Erben)
Aber noch habe ich Angst,
entsetzliche Angst vor dem, was
mich erwartet.
Doch Angst macht irgendwann
den Verstand taub und blind.
Nie mehr Angst?
Nie mehr Leben?
Nie mehr Angst nie mehr Leben
nie mehr Leben nie mehr Angst...
(Goethes Erben)
Der Gedanke an den Tod war immer ein Freund
mein bester Freund vielleicht
Er war treu ein Trost zu allen Zeiten
Durch ihn bin ich freier
Er half mit bei meinen Entscheidungen
Er sagete du musst ja nicht leben
Und ich verwarf was ich nicht wollte
Meinen Mut habe ich nur dem Gedanken
an den Tod zu verdanken
Und wer weiss schon etwas vom Leben..?
(Inka Bach)
Ich weiss wie es ist wenn man sterben will
Wenn jedes Lächeln weh tut
Du versuchst dich anzupassen
aber du scheiterst
Du verletzt dein Äusseres
um in Wahrheit dein Inneres zu töten..
(Susanna Kaysen - "Girl, Interrupted")
Niemals wird die Zeit dem Vogel einen Flügel entreissen.
Vogel und Flügel gemeinsam sterben als eine Feder
Nichts was jemals flog,
weder die Lerche noch du
kann von uns gehen, wie es andere tun.
("Es begann im september")